BVLOS Flugrettungs-Drohne mit FLARM-basierem Detect & Avoid

Die Schweizer Flugrettungsorganisation Rega hat ein neues Einsatzmittel zur Suche von vermissten Personen vorgestellt: Die neu entwickelte Rega-Drohne soll selbständig grossflächige Suchgebiete abfliegen und ist mit verschiedenen Sensoren wie beispielsweise einer Wärmebildkamera ausgestattet. Damit steht künftig ein weiteres Einsatzmittel für die Suche nach Menschen in Not zur Verfügung, beispielsweise wenn schlechte Sichtverhältnisse den Einsatz eines Helikopters verunmöglichen.

«Wir haben die Entwicklung der Drohnen-Technologie seit ihren Anfängen verfolgt und waren immer davon überzeugt, dass Drohnen vor allem bei Suchaktionen unterstützen können», sagt Sascha Hardegger, Leiter Helikopter Einsatz. Ein Drohnen-System, das die Anforderungen der Rega erfülle, existiere auf dem Markt bisher nicht. Insbesondere die Möglichkeit, eine verhältnismässig kleine, leichte und flexible Drohne über mehrere Kilometer Distanz und während mehrerer Stunden Einsatzdauer ohne Sichtverbindung zum Drohnen-Piloten einzusetzen, gebe es heute noch nicht. «Deshalb haben wir selber die Initiative ergriffen und die Rega-Drohne gemeinsam mit geeigneten Partnern entwickelt».

Mit drei Rotorblättern, einem Rotordurchmesser von etwas mehr als zwei Metern und 10 kg Nutzlast sieht die neue Rega-Drohne aus wie ein Mini-Helikopter. Bei einem Sucheinsatz fliegt sie präzise und autonom grossflächige Suchgebiete ab (16 km2 in 2 Stunden mit 80 km/h). Anderen Luftfahrzeugen oder Hindernissen, wie beispielsweise Kabeln oder Helikoptern, weicht sie selbständig aus. Dafür sorgen Antikollisionssysteme sowie zahlreiche an Bord gespeicherte Informationen wie Geländemodell und Hindernisdatenbanken. Die Drohne wird ohne Sichtverbindung zum Piloten (BVLOS) betrieben, hat eine Höchstflugdauer von 3 Stunden und fliegt bis zu 120 km/h schnell.

Mit zwei redundanten GNSS-Empfängern fliegt die Rega-Drohne selbständig auf einer vordefinierten Route. In einer Flughöhe von rund 80 bis 100 Metern über Grund folgt sie der Topografie des Geländes. Zusätzlich ist ein Bodenradar in die Drohne eingebaut. Die Drohne ist mit dem Antikollisionssystem FLARM ausgerüstet, wie sie in vielen Luftfahrzeugen in der Schweiz eingebaut sind. Die FLARM-Signale werden an Bord ausgewertet. Falls notwendig, passt die Drohne automatisch den Flugweg an, um eine drohende Kollision zu vermeiden.

Dank dem Kollisionswarnsystem FLARM ist die Drohne für andere Luftfahrzeuge elektronisch über grosse Distanz gegenseitig erkennbar. Der Drohnenpilot an der Bodenkontrollstation ist ständig mit dem sogenannten „U-Space“ verbunden. Dabei handelt es sich um ein im Aufbau befindliches Verkehrsmanagement-System, das unbemannte Luftfahrzeuge im gemeinsam genutzten Luftraum koordiniert. Damit soll sich die Drohne nicht in gefährliche Nähe zu bekanntem Luftverkehr begeben können.

Für den Fall, dass sich trotz aller vorgängiger Vorsichtsmassnahmen die Drohne und ein Luftfahrzeug annähern und es zu einer Kollision kommen könnte, ist die Rega-Drohne mit einer aktiven automatischen Funktion zur Kollisionsvermeidung ausgerüstet (detect & avoid, DAA). Sie passt auf Basis der Signale des Kollisionswarnsystems FLARM ihren Flugweg vollautomatisch und frühzeitig an, um einen Zusammenstoss mit dem anderen Luftfahrzeug zu vermeiden. Rund 80 Prozent aller Luftfahrzeuge in der Schweiz, darunter auch alle Rega-Helikopter, sind heute schon freiwillig mit FLARM ausgerüstet und das System wird zunehmend auch von Gleitschirmpiloten verwendet. Diese Ausweichfunktion wird mit einem eingebauten Radargerät ergänzt werden, um auch nicht-kooperativem Verkehr auszuweichen.